Ältere Semester – das Spätstudiumsblog, Teil 4

Von Käse und Korrelationskoeffizienten: Warum ein Studium mit 50+ lang vergessene Wissensschnipsel überraschende Volten schlagen lässt

Damals, in der WG, haben wir uns mal etwa drei Monate fast ausschließlich von Gorgonzolanudeln ernährt.

Nicht, weil wir so scharf darauf waren, sondern wegen des Überangebots im Kühlschrank. Und das wiederum hatte mit meinem Studentenjob zu tun.

Ich arbeitete tageweise für ein Marktforschungsinstitut, das Leute in sein Studio am Sendlinger Tor in München zerrte, um sie dort Lebensmittel testen zu lassen, bevorzugt Milchprodukte, also Joghurt, Quark, Käse Co. Die Leute bekamen dann zum Beispiel zwei Sorten Fruchtquark und ein kleines Löffelchen hingelegt und mussten auf einer Skala von eins bis zehn angeben, wie leicht, frisch oder gesund sie die Probierhäppchen einschätzten. Ob der Salzgehalt zu niedrig, zu hoch oder gerade richtig war, und ob sie das Produkt „auch Kindern geben“ würden (aus irgend einem Grund die Lieblingsfrage des Instituts, sie kam immer, außer bei Sekt).

Das trugen wir dann in Fragebögen ein, zusammen mit den soziodemographischen Angaben, und da wurde es regelmäßig interessant. Denn wichtig an unserem Job, das schärfte uns die Chefin ständig ein, waren die korrekten Quoten der Testpersonen. Also etwa: Frauen, Männer, Altersgruppen, Bildungshintergrund.

30 Jahre später: 30. Geburtstag einer Mitstudentin, Reeperbahn, 2024

Waren junge Frauen gefragt, war es ganz einfach. Dann schickten wir einen Kollegen zum „Baggern“ auf die Straße, einen extrem gut aussehenden Typen mit iranischen Wurzeln, der eigentlich gar nichts tun musste außer Lächeln. Dann waren Frauen gleich welchen Alters und Bildungsabschlusses in der Regel bereit, mit ins Studio zu kommen und auch die absurdesten Fragen zur Leichtigkeit von Dessertcremes zu beantworten.

Fehlten hingegen Männer über 60 mit mittlerem Schulabschluss, war unsere Wunderwaffe wirkungslos. Die winkten meist ab und murmelten etwas unverständliches auf bayerisch. Wenn alles nichts half, behalfen wir uns mit fiesen Tricks: Wir erfanden Testpersonen und füllten die Fragebogen einfach selbst aus.

Und damit das nicht auffiel, mussten halt auch die zu testenden Lebensmittel verschwinden. So waren die Kühlschränke unserer WGs regelmäßig randvoll mit Milchprodukten aller Art. Besonders lustig war das Fragebogen-Selbstausfüllen, glaube ich, beim Sekt-Test – da haben wir uns gleich zwei, drei Fläschchen aufgemacht, um unsere Kreativität anzuregen.

Wir waren der Relotius unter den Marktforschungs-Jobber:innen.

Warum mir neulich diese fast vergessene (und legal mit Sicherheit verjährte) Anekdote aus den frühen Neunzigern einfiel? Nun: Studierendenjobs brauche ich in meinem neuen Masterstudium an der HMS keine mehr, ist ja berufsbegleitend. Aber beim letzten Seminar zum Thema quantitative Sozialforschung (oben und unten im Bild: unsere Dozentin Anna Freytag) stellt ich erstaunt fest, was alles so auf meinem mentalen Dachboden herumlag und eigentlich noch gut war. Skalierte Fragen? Da war doch was? Ja, klar, so sollten doch früher schon die Testpersonen die Leichtigkeit von Fruchtquark einschätzen.

Und mein erstes Studium, was mit BWL? Offenbar auch nicht ganz umsonst: Da habe ich mal Statistik gelernt. Ich hatte von daher zumindest eine vage Ahnung von Normalverteilung, Standardabweichungen und Korrelationskoeffizienten, stellte ich fest. Nicht mehr ganz frisch, aber als Begriff auch nicht ganz neu. Immerhin: Das hieß 1991 schon so, auch vor Erfindung der digitalen Welt für alle.

Akku voll! Nachladen mit Sozialforschungsexpertin Anna Freytag (c) Verena Carl

Je länger ich dabei bin, desto mehr stelle ich fest: Auch wenn ich in vieler Hinsicht – vor allem digitale Tools – anderen Studierenden hinterherhinke, immer wieder fügen sich alte und neue Puzzleteilchen zusammen wie beim Tetrisspielen. Ein gutes Gefühl. Die Teilchen setzen sich aus vielen verschiedenen Töpfen zusammen: Vor allem fast 30 Jahre Berufserfahrung, aber auch vergessen geglaubtes Wissen aus allen möglichen Bereichen – etwa diesem absurden Produkttester-Nebenjob, mit dem ich mir 1991 das absurd teure Münchner Nachtleben finanzierte.

Man ist vielleicht nicht mehr so richtig nah dran an Theorien, Tools und Lernmethoden wie diejenigen, die gerade erst ihr Bachelor-Studium hinter sich gebracht haben. Aber dafür sitzt man in einer gut gefüllten mentalen Vorratskammer und bringt manchmal erstaunliche Assoziationsketten zum Leuchten.

Oder, wie es mir in einem Interview einmal die Bildungsforscherin Elsbeth Stern so schön auf den Punkt gebracht hat: Alles Lernen ist Verknüpfen! Da ist es manchmal gar nicht verkehrt, ein paar Knotenpunkte mehr zu haben. Der Spruch „Nichts im Leben passiert ohne Grund“ bekommt nochmal eine ganz andere Bedeutung. 

Und was gut ist, kommt wieder. Ich kann mittlerweile sogar wieder Nudeln mit Gorgonzolasauce sehen, ohne dass mir schlecht wird. Es hat aber ungefähr 20 Jahre gedauert.

Vielleicht kann ich sie sogar irgendwann wieder essen.

Ältere Semester – das Spätstudiumsblog, Teil 1

Mit über 50 starte ich demnächst eine neue Hochschulrunde. Ziel des berufsbegleitenden Studiums: Master Digitaler Journalismus. Ein Studium, das definitiv ganz anders wird als mein erstes in den Neunzigern: Mehr Website-Blog als Collegeblock, mehr After Work als Ersti-Party, mehr Ich-koch-noch-schnell-den-Kindern-was als Mensa. Was mich da erwartet? Mal sehen. Was euch, was Sie da erwartet? Ein monatliches Studientagebuch über ein neues Kapitel in meinem Leben. Hier kommt schon der Einstieg: Warum ich trotz zweier mauer Studien-Starts diesmal so richtig voller Vorfreude auf den dritten bin, was Stricknadeln damit zu tun haben und warum manche Happy Ends nur von Dauer sind, wenn man ihnen neues Futter gibt

Vor langer, langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxis, begann ich ein Studium.
Und das gleich zwei Mal.
1989, Uni München. 1990, FH München.

Schön war keines meiner ersten Male.

Bald geht es wieder los. Zum dritten Mal im Leben.
Studienfach: Digitaler Journalismus.
Hochschule: Hamburg Media School.
Studienort (logisch!): Hamburg.

Dazwischen liegen mehr als drei Jahrzehnte. Liegen Erfolge und Misserfolge, Aufstiege und Sackgassen. Liegen Artikel, Bücher, Hörspiele, ein Blog. Und eine unermüdliche Liebe zu dem, was ich tun darf. Auch wenn sie nicht immer erwidert wurde.

Ich weiß noch nicht, wie mein dritter erster Tag als Studentin wird. Aber ich bin überzeugt: Er kann nur besser werden als die ersten beiden. Viel, viel besser.

Was mich zu diesem Schritt treibt, mit über 50, und was heute so anders ist als damals?

Dazu muss ich ein klein wenig ausholen.

***

Nach dem Abitur schrieb ich mich für Germanistik und Romanistik ein, mehr Verzweiflungstat als bewusste Entscheidung. Den Platz auf der Deutschen Journalistenschule, um den ich mich beworben hatte, hatte ich nicht bekommen. Obwohl ich mir solche Mühe gegeben hatte mit meiner Bewerbungsreportage, mich sogar hatte beraten lassen von einem Bekannten einer Bekannten, der dort angenommen worden war – ich schaffte es nicht einmal in die zweite Auswahlrunde.

Meine erste WG: München, Implerstraße, Herbst 1990

Seitdem rannte ich kopflos und ohne Lebensplan durch die Gegend, weil ich das Scheitern beim ersten Versuch für eine Art Gottesurteil hielt: Journalistin? Du? Das glaubst du ja wohl selbst nicht, dass das was wird!

Ich hatte noch die vage Hoffnung, dass es vielleicht auch ohne Journalistenschule klappen könnte. Dann, in den ersten Veranstaltungen des ersten Unisemesters, verlor ich die letzten Illusionen. Wir waren zu viele, da nützte auch keine gute Abinote. Im Einführungsseminar für Neue Deutsche Literatur saßen wir, allesamt Grenzboomer der letzten geburtenstarken Jahrgänge, in zwei konzentrischen Kreisen um den runden Tisch herum, überbelegt und mutlos, alle mit ähnlichen Berufswünsche (Medien! Verlage!) und der bangen Befürchtung, dass es für uns einfach zu eng werden würde mit dem Traumjob. 

Ein Informationsnachmittag unter dem Titel „Student und Arbeitsmarkt“ (selbstverständlich ungegendert) gab mir den Rest: Da hockten mehrere mittelalte Männer auf dem Podium und verständigten sich darüber, dass Geisteswissenschaften zwar brotlos seien, aber gerade die weiblichen Studierenden durchaus die Chance hätten, später als Assistentin der Geschäftsführung irgendwo in der freien Wirtschaft zu landen.

Jedenfalls für die paar Jahre, bis sie Kinder bekamen und dann ohnehin verloren sein würden für die Arbeitswelt. 

Das verleitete mich zu einer nicht minder kopflosen Trotzreaktion: Ich brach das Uni-Studium nach dem zweiten Semester ab und schrieb mich für BWL mit Schwerpunkt Touristik an der Fachhochschule ein. Immerhin eine Wachstumsbranche, in der ich die Chance hatte, mehr zu werden als eine überqualifizierte Schreibkraft für irgendeinen Günther oder Wolfgang (die Chefs hießen damals noch nicht Thomas oder Michael, das kam später).

Studium weitermachen? Studium abbrechen? Günthers Assistentin werden? Starnberger See 1990

Nächstes Jahr, nächste Einschreibung, nächste Ernüchterung. Ich erinnere mich an eine Art Willkommensveranstaltung für Erstsemester an der FH München, auf der sich der Dekan am Ende seiner belanglosen Begrüßungsrede dezidiert an die anwesenden Damen wandte: Wir sollten doch bitte bedenken, dass das laute Klappern von Nadeln in Lehrveranstaltungen störe, und deshalb das Stricken in den Vorlesungen sein lassen. 

Das war insofern besonders bizarr, als dass Stricken 1990 die uncoolste Tätigkeit der Welt war, ungefähr auf einem Level wie „Hängeschränke auswischen“, nicht mehr lässig-alternativ wie 1975 und noch lang kein Selfcare-Instrument wie 20 Jahre später. Aber es war ein Vorgeschmack auf eine Welt, die ich als gleich nochmal unangenehmer in Erinnerung habe als die Uni: extrem unpersönlich, noch überfüllter (weil das Audimax kurze Zeit später wegen Asbestfunden geschlossen wurde, waren wir für ein Jahr behelfsmäßig in den Räumen einer Berufsschule untergebracht, wo wir nicht selten zu hundertzwanzigst in einem Klassenzimmer saßen), mit einer enormen Fülle an Lernstoff bei gleichzeitig jeder Abwesenheit von Reflexion. 

Denn anders als ich es aus der Schule und erst recht aus den paar Univeranstaltungen gewohnt war, ging es hier nicht um Diskussionen, um steile Thesen, um Argumente, sondern einzig um Formeln, in die sich die Welt pressen ließ. Statistische Normalverteilungen und Zinssätze, Kosten- und Leistungsrechnung, Buchungssätze, Grundlagen von Unternehmens- und Prozessorganisation.

Reinfressen von Stoff, wiedergeben von Stoff, Repeat.

Die Prüfungen bestanden bis zum Vordiplom ausschließlich aus Multiple Choice, die richtigen Antwortmöglichkeiten waren in länglichen Kästchen mit einem harten Bleistiftstrich zu markieren, so waren die Klausuren maschinenlesbar und automatisch auswertbar. Am Ende spuckte ein Großrechner irgendeine Note zur Matrikelnummer aus, mit dem Nadeldrucker auf Endlospapier, kaum zu lesen auf den Aushängen in den Hochschulfluren hinter spiegelnden Glasscheiben.

Die männlichen Professoren machten zum größten Teil sexistische Witze. Aber, okay: Das hatten auch einige an der Uni gemacht.

Wahrscheinlich lag es auch nicht an denen, dass ich dort nicht glücklich war. Es lag an mir.

Ich wusste vom ersten Tag an, dass ich dort falsch war, verloren, auf dem Holzweg, zog aber durch bis zum Diplom, und freute mich über die wenigen Highlights. Ich erinnere mich an eine tolle Lehrbeauftragte, eine Freizeitforscherin; eine Handvoll wirklich angenehme Mitstudierende; ein Praktikum bei einem leicht durchgeknallten Typen, der Fernreisen nach Südamerika veranstaltete und eine Dachterrasse im Glockenbachviertel besaß. Aber hatte ich einen Traum, oder wenigstens eine Perspektive, ein Ziel, etwas, auf das ich mit Leidenschaft hinarbeitete? Fehlanzeige. Gleichzeitig wäre mir nicht eingefallen, erneut ein Studium abzubrechen – das konnte ja nicht ewig so weitergehen, und was hätten meine Eltern wohl dazu gesagt, die mich nach Kräften unterstützten?

Nicht, dass ich überhaupt keinen Spaß gehabt hätte von 1990 bis 1994.

Das vorläufige Happy End meiner ziellosen Suche kam dann buchstäblich zur rechten Zeit, in Form eines Aushangs in meinem letzten Semester: Eben jene Deutsche Journalistenschule, bei der ich Jahre zuvor vergeblich angeklopft hatte, schrieb eine Bewerbung aus. Kombinierte Ausbildung, Schule plus Volontariat bei einem großen Münchner Verlag, für Menschen mit abgeschlossenem Studium. Das stand bei mir ja kurz bevor. Das Bewerbungsprocedere kannte ich auch, es war dasselbe wie 1989.

Konnte es doch noch was werden mit dem, was ich für mich als unerreichbar abgeschrieben hatte? Sollte ich eine zweite Chance bekommen? Ich sollte. Diesmal, oh Wunder, ergatterte ich einen der begehrten Ausbildungsplätze. Eine späte Genugtuung, die ich selbst kaum glauben konnte.

Ich sehe mich noch im heißen August unter der Dachschräge der Schulungsräume in der Münchner Innenstadt schwitzen, nur zwei Wochen nach der Diplomfeier an der FH, mit dem seligen Gefühl, endlich angekommen zu sein. 

Ich war an dem Platz, an dem ich gehörte, bei den Menschen, zu denen ich gehörte, ich durfte endlich tun, was ich mir immer gewünscht hatte: recherchieren, Interviews führen, Texte schreiben. Das wog alles auf, auch die Tatsache, dass alle meine ehemaligen BWL-Mitstudierenden sich erstmal für eine längere Auszeit an irgendwelche schönen Plätzchen der Welt zurückgezogen hatten, um sich vom Prüfungs- und Diplomarbeitsstress zu erholen.

Wir schrieben das Jahr 1994. Die Digitalisierung schritt unaufhaltsam fort. Es gab jetzt sogar etwas, das hieß CD-ROM und konnte Filmchen abspielen.

Ein paar Monate später sah ich zum ersten Mal einen Text mit Hyperlinks. 

Der heiße Scheiß.

Ein Jahr später bekam ich meine erste Mailadresse. Ich wollte die gar nicht haben. Was sollte ich damit? Ich kannte ja sonst niemanden, der so etwas nutzte.

Nun ja: Das änderte sich bald.

Der Verlag, bei dem ich lernte, war digital ganz weit vorn. Bei der Präsentation zu Beginn unseres Volontariats hatten wir uns zwar über den CEO lustig gemacht, der in einem Imagefilm ständig mit leicht badischem Akzent vom „Information Super Highway“ sprach, untermalt von einer aufgeregten, blinkenden und sich bewegenden Grafik. Aber irgendwie war schon was dran an dem, was er sagte.

Dass es unsere Berufswelt in den darauf folgenden Jahren bis zu Unkenntlichkeit umkrempeln würde, mit allen Vor- und Nachteilen – das schien uns undenkbar.

Was uns denkbar schien: Mit einem wirklich tollen Job auch noch ziemlich gut verdienen. So wie alle, die wir in unseren Lehrredaktionen erlebten. Nicht nur die Chef:innen, auch die einfachen Redakteur:innen und alle Stufen dazwischen.

Ich glaube, Geld war für keinen von uns der wichtigste Antreiber. Aber wir hätten auch nichts dagegen gehabt.

***

Fast forward. Wir schreiben das Jahr 2023.

Den großen Münchner Verlag gibt es immer noch, aber ähnlich wie die meisten großen Medienhäuser macht er sein Hauptgeschäft im Digitalen. 

Für Journalist:innen, insbesondere für Freie, ist das Geschäft zunehmend härter geworden. Ob digital oder Print – die Honorare sind wie festgefroren auf einem Niveau von vor 15 Jahren oder mehr, die Liste der Zusatzaufgaben ist umgekehrt extrem gewachsen.

Der Magazinmarkt ist dünn geworden, zuletzt durch den Kahlschlag bei RTl/Gruner & Jahr.

Gesellschaftlich schlägt Medienschaffenden ein rauer Wind ins Gesicht – von teils gerechtfertigter Kritik bis zu grundlegenden Schmähungen und Misstrauen.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, damit umzugehen, ganz persönlich.

Man kann sich fragen: Was soll ich da noch? Sollte ich nicht lieber dem Beispiel all derer folgen, die sich eine Exit-Strategie aus dem Journalismus ausgedacht haben und jetzt als Lehrerin, Cafébesitzer, Fachreferentin, Beerdigungsrednerin, Content-Marketing-Spezialist, Coachin, Startup-Gründern arbeiten?

Ja: das könnte ich. Irgend etwas würde mir schon einfallen. Andere schaffen das ja auch. Die Beispiele sind nicht ausgedacht, ich kenne diese Menschen und freue mich für sie, für ihren Mut zum neuen Kurs.

Aber das wäre irgendwie sehr 1991. Jedenfalls für mich.

Was ich tue, was ich liebe, habe ich mir hart erkämpft. Ich möchte immer noch mit dem Geld verdienen, das ich am besten kann: Geschichten suchen, Geschichten finden, Menschen eine Stimme geben, ungewöhnliche Zusammenhänge erkennen, mir die Welt erklären lassen und anderen die Welt erklären. Oder jedenfalls die paar Bereiche, in denen ich mich wirklich gut auskenne. Familie, Gesellschaft, Psychologie, vor allem die Schnittstellen dazwischen.

Natürlich kann ich das auch in anderer Form als in journalistischen Geschichten. Ich kann moderieren und Vorträge halten, ich kann Bücher schreiben. 

Aber da war ja noch was. Und das würde ich gern nutzen.

Die digitale Transformation hat wie in vielen anderen Bereichen auch sowohl viele alte Gewissheiten abgeräumt wie neue Räume aufgemacht. Mit neuen Gestaltungsmöglichkeiten, einer größeren Varianz von Erzählformen, der Möglichkeit, kanalübergreifend zu arbeiten. Und an diesem aufregenden Tanz habe ich bisher, wenn überhaupt, noch zu wenig teilgenommen. 

Das wird jetzt anders.

Denn ich will das lernen. Und zwar gründlich. Nicht mit einer Fortbildung hier und da, auch nicht mit YouTube-Tutorials. Sondern mit Brief und Siegel und Masterstudium. 

Das mit dem Studienplatz hat schon mal geklappt. Ein Anfang. Danke.

Mit diesem Blog möchte ich künftig ein wenig aus dieser neuen Welt berichten – und früher oder später auch zeigen, was ich gelernt habe. Bisher bin ich blutige Anfängerin und kann digital noch nicht sehr viel mehr, als Text und Bild zu kombinieren. So wie in diesem Beitrag.

Aber mein zweijähriges Studium beginnt ja auch erst. Zur Einführungsveranstaltung soll es einen Impulsvortrag einer Medienexpertin geben, danach ein Get-Together.

Die Menschen, mit denen ich bisher zu tun hatte, sind ausnahmslos freundlich, persönlich, zugewandt, geben den Studierenden das Gefühl, willkommen zu sein.

Das ist schon mal eine ganz andere Nummer als 1989. Und als 1990.

Ich freue mich auf meinen ersten Tag.